742
Die einzelnen Länder Asien's.
Nasra, eine kleine Stadt im Südosten der vorigen und
am Abhange eines Berges, hat 2500 meist griechische Einw.
und eine der schönsten Kirchen des Morgenlandes. Jugend-
aufenthalt Jesu; in der Nähe der Berg Tabor. — Jeru-
salem, die einst so berühmte Hauptstadt des jüdischen Landes,
erhebt sich, von hohen Mauern und Abgründen umgeben, im
Süden der vorigen in einer bergigen Gegend und auf einem
ungeheuern Felsen, auf dessen Ostseite der Oelberg emporragt,
und zählt 24,000 Einw., von denen etwa der dritte Theil
aus Juden besteht, die in dem bittersten Elende schmachten.
Juden, Christen und Muhamedaner nennen diese Stadt die
heilige. Die Kirche des heil. Grabes umschließt das Grab
Christi; auf der Stätte, wo Salomon's Tempel stand, steigt
jetzt eine Moschee empor; mehrere Klöster dienen zur Auf-
nahme der Pilgrime, welche in großer Zahl hieher wallfahrten.
Zerstörung der Stadt im I. 70 n. Chr. — Bethlehem,
ein von Weingärten umgebenes Dorf im Süden der vorigen,
ist bloß von Christen bewohnt. In dem geräumigen Kloster
der Franziskaner zeigt man eine unterirdische Kapelle als die
Stätte, wo der Heiland geboren ward. Ein kostbarer Altar
mit immer brennenden Lampen erhebt sich auf derselben.
Ii. Arabien.
§. 861. Arabien, eine Halbinsel zwischen dem mittel-
ländischen und indischen Meere, wird begrenzt im Norden
von dem türkischen Reiche, im Osten durch den persischen
Meerbusen, die 10 Meilen breite Straße von Ormus und
das arabische (persische) Meer, im Südeissvon demselben und
dem Meerbusen von Aden und im Westen durch die 5 Meilen
breite Straße von Bab el Mandeb, den arabischen Meer-
busen (das rothe Meer) und die 15 Meilen breite Landenge
von Suez, wodurch es mit Afrika in unmittelbarer Verbindung
steht. Zwischen dem 50—78° der Länge und dem 12^4—
35° der Breite gelegen, ist dasselbe viermal größer, als
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Chr
Extrahierte Ortsnamen: Berg_Tabor Oelberg Christi Bethlehem Suez Afrika
il. Arabie n. 747
bis Jemen crftrccfh Der nördliche Theil bildet zwischen den
Bnsen von Suez und Akaba die Halbinsel des Sinai
(§. 862). Flach an der Küste, wird der Boden landeinwärts
bergig und bietet, obwohl auch Sandwüsten nicht fehlen-
manche fruchtbare Strecken. Diese Provinz steht setzt unter
ägyptischer Herrschaft. — Mekka, eine heilige Stadt der
Mnhamedaner im Südwesten von B a sfora und irr einem
fruchtbaren Thale, hatte in früheren Zeiten 100,660, zählt
aber setzt nur noch 20,000 Einw., die einen wichtigen
Verkehr unterhalten. Ganze Stadttheile liegen in Ruinen.
In dieser Stadt wurde den 21. April 571 Mnhamed
geboren. Die heil. Kaaba, ein kleiner Tempel, der von einer
Moschee umschlossen wird, soll von Abraham erbaut sein. An
derselben befindet sich der schwarze oder himmlische Stein,
den, nach dem Glauben der Mnhamedaner, der Erzengel
Gabriel dein genannten Erzvater vom Himmel gebracht hat.
Dieser Erinnerungen und Heiligthümer wegen wird dieser
Ort von vielen Wallfahrern besucht, besonders da seder Mu-
hamedancr die Verpflichtung hat, wenigstens einmal in seinem
Leben hichcr zu pilgern. Christen und Juden dürfen diese
heilige Stadt, sowie auch Medina, nicht betreten. Mekka
ward im I. 1806 von den Wahabitcn erobert und ge-
plündert. — Dsehidda (Gidda), eine befestigte Stadt im
Südwesten der vorigen und am arabischen Meerbusen, hat
einen Hafen und 40,000 Einw., die einen ansehnlichen
Handel, besonders nach Aegypten und Indien, treiben. —
Medina, ebenfalls eine heilige Stadt für Mnhameds An-
hänger, liegt im Norden von Mekka, ist befestigt und zählt
8000 Einw. In der hiesigen Moschee ist Mnhameds
Grab, der 632 hier starb. Daher wird anch diese Stadt
von vielen Pilgern besucht. — Dschambo (Jambo), eine
Stadt im Südwesten der vorigen und am rothen Meere, hat
einen Hafen und 5000 Einwohner, deren Verkehr nicht
unbedeutend ist.
§. 869. 2. Jemen nebst Hadramaut. Diese Land-
schaft, das sogenannte glückliche Arabien, begreift den
49*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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744
Die einzelnen Länder Asien's.
und Ziegen gefunden, und von 3) wilden Thieren gibt's
wilde Schweine, Hirsche, Hansen, Gazellen und Raubwild
(Löwen, Tiger, Hyänen u. a.) Unter 4) dem Geflügel sind
Strauße und Perlhühner zu bemerken; das Land hat 5) eß-
bare Heuschrecken, das Meer 6) vielerlei Fische und
7) Perlenmuscheln. Der Ertrag der Perlenfischerei im
persischen Meerbusen wird jährlich zu 2,700,000 Gulden
angegeben. — 1!. Das Pflanzenreich. In den meisten
Gegenden gedeiht 1) die Dattelpalme; das südwestliche
Arabien ist nebst Abyssinien das Vaterland 2) des K a f f e b a u m e s, '
und der Mokka-Kaffee gilt für den besten auf Erden. 3) Bal-
sam, Manna, Weihrauch, Sennesblätter, Gummi, Aloe,
Tamarinden u. a. sind wichtige Artikel des Verkehrs; auch
die Erzeugnisse des warmen und gemäßigten Himmelsstriches,
als 4) Getreide, Gartengewächse, edles Obst, Baum-
wolle, Taback, Indigo u. v. a. werden gefunden. — (1 Das
Mineralreich. Das Land hat 1) Eisen, 2) Blei,
3) verschiedene Arten von Edelsteinen und 4) Steinsalz.
§. 864. Die Zahl der Einw. wird zu 12 Mill. ange-
geben. Das wichtigste unter den Völkern dieser Halbinsel
sind die Araber, zugleich das einzige einheimische Urvolk.
Außer diesem bewohnen Türken, Banianen (ein Hindu-
Stamm), Neger (als Sklaven), Europäer und Juden
das Land. — Die Hauptsprache ist die arabische und
in vielen Mundarten über einen großen Theil Asien's und
Afrika's verbreitet. — In Arabien stand die Wiege des
Islam (d. h. des Heils), des Islamismus (16. Juli
622 — die Heg ira (Hedschra) als Ansang der arabischen
Zeitrechnung), und daher bekennt sich sowohl das Hauptvolk,
als auch die Türken zu Mnhameds Lehre (§. 814.) Wie
in andern Religionsbekenntnissen, so gibt cs auch unter den
Bekcnnern des Islam mehrere Sekten, suntcr denen besonders
die W a Habiten (Wacha bi ten) in Nedsched bemerkens-
werth erscheinen. Ihr Name stammt von Abdul Wahab,
der um 1770 als Reformator des Muhamcdismus auftrat.
Sie glauben nicht an Muhamedö göttliche Sendung, sondern
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Allgemeine Einleitung. 51
eingetheilt. Diese sind: 2) die katholische (b»tî4»ische
oder abendländische) b) die griechische (morgenlän-
dische) und c) die evangelische, zu welcher die lutheri-
sche, reformirte, bischöfliche und presbyterianische
als Theile gehören. In mehrern Gegenden Deutschlands sind
die zwei ersten zu einer evangelisch-christlichen Kirche ver-
einigt. 3) Die Muhamedaner, die ebenfalls in mehrere
Secten, besonders Sunniten und Schiiten, getheilt sindi
Zu jenen gehören die Araber, Mauren und Türken; zu diese«
die Perser. Verschieden aber von ihnen sind die Wahabitc«
(Wechabiten) in Arabien, welche Muhamed's göttliche
Sendung nicht anerkennen. Die Anzahl der Muhamedaner
mag höchstens 120 Mill. betragen. — Die Polytheisten
heißen auch Heiden. — Woher dieser Name? — Die An-
beter der Sterne, der Helden, der Bilder und der
Fetische sind hieher zu rechnen, und ihre Zahl ist weit größer-
als die der Verehrer eines Gottes. — Erklärung des Wortes:
Fetisch und Fetischismus. — Herrschende und geduldete
Religionen!
§. 142. Es gibt verschiedene Stände oder Hauptklas-
sen der Bewohner eines Staates. Diese sind: 1) der Adek
Erb- oder Geburts- und Verdienstadel. Hoher und niederer
Adel. — 2) Geistlichkeit. Kleriker (xa%>«coi, Auser-
wählte) und Laien, (-.«'(xor, Nicht-Auserwählte, Profane).—
3) Der Bürger der Städte (bourgeois) und der Staats-
bürger (citoyen). — 4) Die Bauern, der zahlreichste und
nützlichste unter sammtlichen Ständen. — Einteilung der Be-
wohner eines Staates bei den berühmtesten Völkern des Alter-
thums. Kastenweseu.
8. 143. Im weitern Sinne begreift man unter Gewerbe
ein jedes Geschäft, das in der Absicht betrieben wird, dadurch
seinen Unterhalt zu gewinnen. Die Gewerbe sind daher sehr
verschieden; doch möchten sammtliche sich folgenden Abtheilun-
gen unterordnen lassen. Diese sind: Landwirtschaft, Berg-
bau, Handwerke, Handel, Künste und Wissenschaften aller
Art, öffentliche und Privat-Bedienungen. — Daß man im
i*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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102 B. A sien im Añgemeinen.
im Suden der vorigen, mit 90,000 Einw. Damask, im
Suden der vorigen und am Libanon, zühtt gegen 2oo,Ooo
Einw., welche Fabriken unterhalten und einen wichtigen Handel
treiben. Damascener Klingen; die heilige Karawane nach
Mekka. Jeru salem, im Süden der vorigen, mit der Kirche
zum heil. Grabe und vielcn andern heiligen Oertern. Zersto,
rung der Stadt, 70 2- n. Chr. Mossul, eme schlecht gebaute
Stadt am Tigris, Hat gegen 80,000 Einw. Musselin; das
alte Ninus oder Ninive. Bagdad, eme grvste, einst
berühmte Stadt am Tigris, zühlt 80,Ooo Einw. Ehemaliger
Sitz der Chalifen.
2) A rabien, 45 bis 50,000 Qmeil. mit 12 Mill. Einw.
Mekka, cine heilige Stadt der Muhamedaner, 5 Meil. vom
rochen Meere, Hat 34,000 Einw. und wird sührlich von vielen
Tausend Pilgern besucht. Muhamed's Geburtsort; die Kaaba.
Medinah, ebenfalls eme heilige Stadt der Muhamedaner,
13 Meil. vom rochen Meere, besitzt Muhameds Grab. Flucht
(Hedschra) des Propheten. Mokka, cine Handelsstadt am
arabischen Meerbusen, von der viel Kaffee ansgeführt wird.
3) Westpersien oder Irán, 20 bis 22,Ooo Qmeil.
mit 7 bis 12 Mill. Einw. Teherán, die schone Hauptstadt
und Residen; des Schachs, im Süden des kaspischen Sees,
zühlt 5o,Ooo Einw. Jspahan, die vormalige Hauptstadt
von Persien und im Süden der vorigen, hatte sonst 600,000,
jetzt hochstens 100,000 Einw. Ter grostte Theil der Stadt
liegt in Trümmern. Tauris, eme schlecht gebaute Stadt im
vürdlichen Theile des Laudes, zühlt 50,000 Einw.
§. 63. 4) Afganistán oder Kabulistan, ctwa 16,000
Qmeil. mit 12 Mill. Einw. Kabul, die Hauptstadt des
Reiches und die Residen; des Schachs, im Qsten von Teherán
und am Fuste des Hindukusch, záhlt 80,000 Einw. Herat,
eme der prüchtigsten Stádte Asiens, im Westen der vorigen,
Hat 100,000 Einw., wichtige Fabriken und blühenden Handel.
Kaschmir, eme groste Stadt im Qsten von Kabul, zühlt 150
bis 200,000 Einw., welche die bekannten kostbare» Shalws in
Menge verfertigen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Geschichte der Welt
vor Christus.
I. Die Urzeit und die ältesten Völker.
1. Daö früheste Menschengeschlecht.
(1. Mos. 1-11.)
1. Das erste Menschenpaar.
§. 1. „Jm Anfang schuf Gott Himmel und Erde" oder die
unsichtbare und die sichtbare Welt.
Unter den Geschöpfen der sichtbaren Welt zeichnete Gott
Adam, den ersten Menschen, dadurch aus, daß er ihn
nach Seinem Bilde mit vollkommener Gerechtigkeit und
Heiligkeit schuf, ihn zum Herrn der Erde bestimmte und in
den Genuß eines nach Leib, Seele und G e i st vollkom-
menen, seligen Zustandes versetzte. Doch beschränkte er
diesen Genuß durch das Verbot „zu essen vom Baume der
Erkenntniß des Guten und Bösen", und setzte auf die Über-
tretung dieses Verbotes den Tod.
Das Sehnen des Einsamen nach einer Gehülfin stillte
Gott durch die Bildung des Weibes aus der Seite des
Mannes: daher jedes zum andern sich als Hälfte verhalten
und Beide Ein ungetheiltes Ganzes ausmachen sollten.
Aber der „Versucher", die Schlange (Ioh. 8, 44. Off.
12, 9. Off. 20, 2.) beneidete den Menschen um seine Se-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
§. 2. Die Kainiten lind Sethiten.
5
Damit aber der Mensch seinen Glaubens- und Hoffnungs-
blick nur vorwärts auf den Erlöser und auf das, durch
denselben in erhöheter Weise wieder zu gewinnende Paradies
richten möchte, so verschloß ihm die Gnadenvorsorge Gottes
den Rückweg in das durch seine Schuld verlorne Paradies,
und nöthigte ihn so, sich der W o h l t h a t der göttlichen
Züchtigung zu überlassen, durch welche seinem Glaubens-
gehorsam der Fluch der Arbeit zum Segen, und jseines
Leibes Tod zum Leben seiner Seele werden sollte.
2. Die Kainiten und Sethiten.
2. 1-!ach der Einrichtung Gottes, „daß (Ap. 17, 26)
von Einem Blute aller Menschen Geschlechter auf dem
ganzen Erdboden" Herkommen sollten, „zeugete Adam einen
Sohn", der jedoch, wie jedes seiner folgenden Kinder, nun
„seinem (des gefallenen Adams) Bilde ähnlich war", während
Eva, „die Mutter der Lebendigen," bei der Geburt jenes
ihres ersten Sohnes Kain glaubte, in ihm den verheißenen
göttlichen Erlöser („t>cu Mann, den Iehovah") geschenkt
erhalten zu haben. Irrte nun freilick/ Eva in der Person,
Weise und Zeit, so irrte sie doch nicht in der Sache, son-
dern gab durch jene Worte zu erkennen, daß sie in Bezug
auf die gottmenschliche Natur des Wiederherstellers der verlor-.
nen Seligkeit die Verheißung Gottes recht verstanden habe.
Zn Kain entwickelte sich der böse Keim zu solcher Stärke,
daß er aus Neid seinen frommen Bruder Abel erschlug.
Weil er aber, ungeachtet der Erkenntniß seiner Sünde, an-
statt Vergebung zu suchen, an Gottes Barmherzigkeit ver-
zweifelt, wird er unstät und flüchtig, und weiter gegen Mor-
gen ziehend, baut er, einzig besorgt um sein Leben, eine Stadt
zu seinem Schutze, und wird der Stammvater einer Nach-
kommenschaft, die von Gott los und abgewendet lebt, obgleich
sie nützliche Erfindungen macht, welche den Men-
schen einen gewissen, jedoch unausreichenden Ersatz für die
verlorenen Güter und Gaben gewähren.
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6
§. 2. Die Kainiten und Sethiten.
Einer.nämlich von Kains Nachkommen, Lamech, der,
von der ursprünglichen Einrichtung Gottes abweichend, zwei
Frauen nahm, und dadurch der Stifter der Mehrweiberei und
deren Übeln Folgen wurde, erhielt aus dieser Doppelehe
drei Söhne, davon der erste, Jabal, durch die Erfindung
der Zelte der Stammvater der Nomaden oder herumziehen-
den Hirtenvölker wurde, der andere, Iubal, durch die
Erfindung von Tonwerkzeugen der Musik ihren Ursprung
gab, und der dritte Sohn, Thubalkain, der Erfinder
der Metallbearbeitung wurde.
Lange Zeit lebten die Kainiten als „Kinder des Zorns"
für sich abgesondert, und bildeten in ihrer Vereinigung die
in ihnen wohnende Sünde zu immer größerem Verderben aus.
An Abels Statt war dem Adam ein anderer Sohn,
Namens Seth, geboren worden, dessen Nachkommen als
„Kinder Gottes" in den Wegen des Glaubens wandelten
und ein hohes Alter erreichten. Doch mußten schon die
nachfolgenden Stammhäupter in Seths Geschlecht die Ih-
rigen im Festhalten an dem lebendigen Gott und dem ver-
heißenen Erlöser dadurch unterstützen, daß sie „vom Na-
men Gottes predigten."
Wie fest sich aber die Urstammväter an die, beim Sün-
denfall gegebene Verheißung hielten, erhellet aus den Worten,
die der Vater Noah's (des zehnten Urstammvaters von Adam
an) sprach, als ihm dieser sein Sohn geboren ward, in
welchen: er den tröstenden Erlöser vom Erdfluche zu er-
blicken glaubte. War nun zwar Noah nicht dieser Erlöser
und geistliche Neuschöpfer selbst, so sollte er doch durch die
leibliche Rettung des Menschengeschlechts ein Vorbild auf
dessen künftige Erscheinung werden.
/
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TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
8 §. 3. Die Sündfluth und die Noachiten.
welche Noah kam, verletzen dessen jüngster Sohn und Enkel
die Ehrfurcht vor ihrem Vater so sehr, daß Noah Ln einen
prophetischen Fluch- und Segensspruch ausbricht, der das
Geschick seiner drei Söhne im Grundzugc verkündigt.
Und wirklich auf H a m' ö und seines Sohnes K a n a-
a n' s Geschlecht kam der Unsegen der Knechtschaft,
theils im leiblichen, theils im geistlichen Sinne, wie ins-
besondere noch an den ursprünglichen Völkern Afrika's
zu ersehen ist; dagegen erhielt sich in Sems Geschlechte,
das in Asien geblieben war, durch einen seiner Stämme
der N a m e d e s w a h r e n G o t t e s; und Japhet's, des
ältesten Sohnes, Geschlecht, das sich zum Theil über Asien,
so wie über ganz Europa ausbreitete, wurde nach langer
Abirrung von Gott in der Folge — als das semitische
Israel die wirkliche Erscheinung des ihm zunächst verheiße-
nen Erlösungsheils nicht erkennen wollte, — in die „Hüt-
ten Sem's" zugelassen, indem Japhet's Geschlecht sowohl
(besonders durch die ihm angehörenden Griechen und Römer)
die Herrschaft über die Länder der (südlichen) Semiten, als
auch zunächst jenes Erlösungsheil überkam.
Lange zwar suchten die neuen Menschen sich beisammen
zu halten, und bauten sich in der Ebene S i n e a r (später-
hin Babylonien und Mesopotamien genannt) eine Stadt
mit hohem Thurm, um im Hinblick auf diesen Mittcl-
punct sich nicht von einander zu verlieren und um sich zu-
gleich in ihrem Stolze einen großen Namen zu machen.
Da aber durch ein ungestörtes Beisammenleben des sich
fort und fort mehrenden Menschengeschlechts, dessen Glieder
sich noch dazu alle einander durch eine und dieselbe Sprache
ungehindert mittheilen konnten, auch die bereits wieder über-
hand genommene Sünde in's Gränzenlose gewachsen wäre:
so trennte Gott, seinem Heilsplane gemäß, die Menschen
durch Scheidung der Sprache in verschiedenredende
Völker, die immer weiter auseinander gehend die Erde,
so wie auf derselben ihre Bestimmung erfüllen sollten, inso-
fern nämlich für jedes Volk in dieser, gegen einander mehr
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Sems Asien Asien Europa Israel Babylonien Mesopotamien
30
§. 9. Die Ägypter.
schließt die Glanzperiode Ägyptens, aus der viele der groß-
artigen Bauwerke herrühren, die wir noch bewundern.
Mit der 25. Dynastie erhielten äthiopische Könige
eine Zeit lang die Oberhand in Ägypten und auf diese un-
ruhige Zeit beziehen sich die Weissagungen des Propheten
Iesaias. Während dieser Unruhen erlag endlich die cigent-
l i ch e P r i e st e r h c r r s ch a f t, indem sich aus der, zur Bei-
legung dieser Unruhen gestifteten Dodckarchic oder der
vereinigten Herrschaft von zwölf Königen, einer derselben
Namens Psammetrch, 050 v. Chr. mit Hülfe asiatischer
Griechen zum Alleinherrn machte und eine völlige Krieger-
herrschaft gründete, die jedoch priesterlicher Einfluß
milderte, welchem, nach wie vor, das Leben von der Ge-
burt bis zum Grabe hingegeben war.
Pfammctichs Verbindung mit den Ausländern aber, denen
er einen Theil des Landes und Handels überließ, machte
rhn bei den Priestern so verhaßt, daß nach einer mißglück-
ten Empörung 240,000 Ägypter nach Nubien aus-
wand erten. Seitdem sank Ägyptens Macht und die Ver-
suche seiner Despoten, sich durch Eroberung im Ausland zu
stärken, glückten nur vorübergehend. (S. w. u. §. 26.)
Was von dem altägyptischen Wesen unmittelbar auf
uns gekommen ist, sind nur Papfrusrollen und Bau-
denkmale in i t ihren Bildwerken und I n s ch r i f-
t e n. Aus beiden Arten von Urkunden geht hervor, daß die
Ägypter eine dreifache Schreibweise hatten, nämlich 1. die
hieroglyphische oder volle Bilderschrift, 2. die hiera-
tische oder abgekürzte Bilderschrift, 3. die d emo tische
oder gewöhnliche bürgerliche Schrift. Die beiden ersten waren
heilig und finden sich an Ruinen von Tempeln und Palästen,
auf Obelisken, so wie in Pyramiden und auf unterirdischen
Monumenten; die letzte Schrift kommt in Papyrusrollen
vor. (In Entzifferung der Hieroglyphen hat man in unfern
Zeiten mehrere glückliche Versuche gemacht und gefunden, daß
einige aus imitativen d. i. die Dinge durch Abbildung
nachahmenden, — andere aus symbolischen d. i. die Be-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]